Ich bin ratlos. Was ist bloß mit uns los, uns Müttern und (erwachsenen) Töchtern. Warum können wir – in vielen mir bekannten Fällen – keine Vertrautheit entwickeln? Warum herrschen Distanz bis Ablehnung vor?
Abwechselnd mit anderen Eltern haben mein Mann und ich unsere Kinder in den ersten Lebensjahren in einer selbstorganisierten Kindergruppe betreut. Wir wollten ihnen möglichst viel Freiheiten gewähren, ein selbstbestimmteres Leben ermöglichen als wir es als Kinder in den 50er und 60er Jahren erlebt hatten. Die Verunsicherung, die das für einige Kinder bedeutete, war mir damals nicht bewusst.
Wir haben ihnen zuviel Freiheiten gelassen, erklärt eine Freundin die heutigen schwierigen Beziehungen zwischen uns Müttern und Töchtern. Ja, ein wichtiges Erziehungsziel war die Selbstständigkeit. Heute denke ich, dass wir unsere Kinder zum Teil damit überfordert haben und sich unsere Töchter möglicherweise in manchen Situationen allein gelassen fühlten.
Außerdem habe ich die Vermutung, dass sie von uns enttäuscht sind. Wir haben sie in dem Glauben erzogen, dass Jungen und Mädchen, Männer und Frauen gleichberechtigt sind und haben in unseren Familien versucht, unsere Kinder gleichberechtigt zu erziehen. Dass die Vorstellung, alle Menschen seien gleichberechtigt, nicht der Realität entspricht, mussten unsere Töchter später am eigenen Leibe erfahren. Nicht nur Männer und Frauen, auch Zugezogene und Alteingesessene, Reiche und weniger Begüterte haben nicht den gleichen Status. Hat diese, vielleicht bittere, Erkenntnis zur Enfremdung beigetragen?
Oder können wir Mütter nicht nachvollziehen, dass unsere Töchter häufig anders sind als wir, andere Interessen haben, anders kommunizieren, emotional anders ticken?
Was macht es uns Müttern und erwachsenen Töchtern nur so schwer miteinander?
Ich freue mich über Kommentare und Anmerkungen jeglicher Art!