Auf einer tiefen Ebene spricht mich eine Äußerung des Schriftstellers und Schamanen Martín Prechtel an. In der modernen Gesellschaft, schreibt er, ist unsere eingeborene, natürliche Seele obdachlos geworden. Einen schönen, deprimierten Geist nennt er sie, dem im Leben der Menschen kein Zuhause mehr eingeräumt wird. Die Seele wird zum „Flüchtling im Welthaus unseres Körpers und versucht sich irgendwo zu verstecken, damit unser Verstand sie nicht findet.“
Prechtel beschreibt, dass unser wahres Wesen sich wie ein Stammesangehöriger in einer Großstadt vorkommen muss: unerwünscht, verloren, heimatlos. Die eingeborene Seele müht sich ab, in einer feindlichen Umgebung zu überleben. „Sie flieht und versteckt sich, denn wenn unser moderner Verstand mit unserem persönlichen Eingeborensein so brutal umspringt wie die moderne Kultur mit allen Eingeborenenvölkern in der Welt, dann fürchtet unser individueller Geist die Entdeckung durch seinen Unterdrücker – unser eigenes Denken“.
Unsere eingeborene Seele, was ist das? Prechtel beschreibt sie als natürlich, unaufdringlich, schwer zu erklären, sanft, großzügig und dörflich orientiert. Ich möchte noch hinzu fügen: wild und archaisch, sie liebt es, abends im Kreis am Feuer zu sitzen, zu tanzen, zu singen und manchmal laut zu schreien.
P.S. Martín Prechtel ist Sohn eines Schweizer Vaters und einer indianischen Mutter. Als junger Mann wurde er auf einer Reise in Guatemala von einem Schamanen adoptiert und ausgebildet. Mehr davon in seinem Buch „Die Geheimnisse des Jaguars – Eine Entdeckungsreise in die Welt der Mayas“.