„Kaum wartet man 20 Jahre, schon tut sich was!“ Dieses Schaumburger Sprichwort trifft auch auf die Wahrnehmung der Bedeutung von Quellen und Bächen hierzulande zu. 2003 erhielt ich von Graf Adelmann von der „Schaumburger Landschaft“ (eine Einrichtung des Landkreises, die kulturelle und historische Projekte fördert) auf meinen Vorstoß hin die Antwort, es würde geprüft, ob das Thema zu den Publikationen der Institution passe.
2023 nun, 20 Jahre und einige Hitzesommer später, soll ein Poster und eine Broschüre über Quellen von der Schaumburger Landschaft herausgegeben werden. Es hat sich eine kleine Gruppe von Ehrenamtlichen zusammengefunden – wir fotografieren natürliche, angelegte und überbaute Quellen im Landkreis und entwickeln Texte. Wer Zeit und Lust hat, sich zu beteiligen, ist willkommen.
Heute war ich unterwegs, um eine der zahlreichen Quellen des Hühnerbachs in Obernkirchen zu besuchen und zu fotografieren. Es regnete, ich hatte Mühe, mein Handy unterm Schirm trocken zu halten, knipste kurz und ging weiter. Auf dem weiteren Weg hatte ich ein ungutes Gefühl. Ich hatte den Ort überhaupt nicht richtig wahrgenommen, mich nicht wirklich auf ihn eingelassen, die Quelle nur unter fotografischen Gesichtspunkten gesehen.
Es kam mir vor, als ob ich einen Menschen ohne sein Wissen und ohne seine Zustimmung fotografiert hätte. Ja, ich gehe davon aus, dass auch Quellen lebendige Wesen mit Bewusstsein sind. Die Existenz von Quellgeistern schließe ich nicht aus. Und ich nahm mir vor, das nächste Mal achtsam zu sein, den Ort zu begrüßen, um Erlaubnis zu fragen und vielleicht ein kleines Geschenk mitzubringen, ein Lied oder eine Süßigkeit, wie ich es im Altai kennengelernt habe.