Bevor ich aufs Handy schaue, telefoniere, Emails oder Zeitung lese, gehe ich morgens nach einem kurzen Frühstück in den Garten und in den Wald. Ich werfe nur einen Blick auf den Anrufbeantworter vom Festnetz, der für dringende Fälle da ist. Diese morgendliche Zeit ist mir heilig. Bevor Eindrücke, Sorgen und Wünsche anderer Menschen mich bestürmen können, suche ich den Frieden der Bäume und die Heiterkeit des munter dahin plätschernden Baches auf.
Das einfache So-Sein von Bach und Bäumen bestärkt mich darin, in meiner Mitte zu sein und zu bleiben, was immer am Tag passieren mag. Ich nehme die Unterschiedlichkeit und Individualität der Bäume und das Lied des Wassers wahr. Manchmal treffe ich auch andere Menschen und freue mich über die Begegnung.
Manche mögen mein Verhalten egoistisch finden. Warum schaue ich nicht zuerst aufs Handy, um zu erfahren, wie es meinen Lieben geht? Wir sind es gewöhnt, den Kontakt und die Beziehung zu Menschen an die erste Stelle zu setzen. Natürlich, wenn man kleine Kinder hat, stehen sie an erster Stelle. Und wenn schwere Probleme anliegen, auch die Erwachsenen. Aber müssen wir immer in Angst sein, es könnte etwas Schlimmes passiert sein? Ich gehe davon aus, dass es den Menschen, die mir am Herzen liegen, nicht gut tun würde, wenn ich sie mit Ängsten verfolge statt mit aufbauenden Gedanken. Und so gehe ich morgens zuerst in den Wald…