Lange Autofahrten…

Lange Autofahrten können langweilig werden. Zum Beispiel die Rückfahrt von meinen Enkelkindern im Ruhrpott, 200 Kilometer stur geradeaus. Ich bedauerte, an diesem sonnigen Herbsttag nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Doch ich freute mich an dem grünen, fruchtbaren Land, den Wäldern und Wiesen. Als ich über einen Fluss, die Lippe, fuhr, fiel mir ein, wie ich mich auch im Auto mit dem Land verbinden kann.

Ich begrüßte den Fluss wie einen lange nicht gesehenen Freund. Und dankte dem Wasser, das bei uns trotz der Dürrezeiten noch so stetig fließt. Und dann dankte ich auch den Wiesen und Feldern und den Bauern. Und ich bat darum, dass sich das biologisch bewirtschaftete Land ausdehnen möge und dass immer mehr Landwirte und Verbraucher umsteigen auf biologisch erzeugte Lebensmittel. Mit einem Mal ging die Rückfahrt leicht und schnell vonstatten – ruckzuck war ich zu Hause.

Sich fremd fühlen

Mein Auto musste repariert werden. In der Werkstatt wurde es auf einer Hebebühne in die Höhe befördert, und ein Mechaniker erklärte mir, was zu tun war. Ich blieb eine Weile daneben stehen, begann jedoch schnell, mich überflüssig und dumm zu fühlen. Die Begriffe, mit denen der Autoschlosser um sich warf, sagten mir nichts, Mechaniker in ölverschmierten Blaumännern liefen geschäftig hin und her, ein metallischer Geruch lag in der Luft. Ich fühlte mich fremd an diesem Ort und entschloss mich, draußen zu warten, bis das Auto fertig war.

So ist es also, wenn man sich irgendwo fremd fühlt, dachte ich, als ich in der Sonne vor der Werkstatt saß. Die Arbeiter waren nicht unfreundlich, aber beschäftigt mit ihren Reparaturen. Ich war ein Fremdkörper in diesem Raum, hatte von nichts eine Ahnung und auch kein wirkliches Interesse an der komplexen Mechanik meines Autos.

Ich fragte mich, ob es ein ähnliches Gefühl von Fremdsein ist, das manche ausländischen Menschen hier bei uns in sicher noch viel stärkerem Ausmaß empfinden? Denn ich habe ja die Möglichkeit, aus dem fremden Raum hinauszutreten und schon bin ich in der Sonne auf bekanntem Terrain. Aber wie mag es sein, wenn es rundherum nichts Vertrautes gibt? Bleibt dann nur die Familie und vielleicht Essen, Kleidung oder Religion als sicherer Rückzugsort?

Herbst- Tag- und Nachtgleiche 2023

23. September ist Herbstanfang in diesem Jahr. Eine gute Zeit, um wieder einmal inne zu halten, den Sommer zu verabschieden und den Herbst zu begrüßen. Zu diesem Datum sind Tag und Nacht gleich lang, eine Zeit der kosmischen Balance. Auch eine gute Zeit, um die innere Balance in Übereinstimmung mit der kosmischen zu bringen.

Aber halt, höre ich eine innere Stimme: in der Zeitung steht: Sonnenaufgang 7.06 Uhr, Sonnenuntergang 19.23 Uhr – also sind Tag und Nacht doch nicht gleich lang?

Für diese Differenz gibt es eine einfache Erklärung: Der Zeitpunkt des Sonnenaufgangs wird gemessen, wenn der obere Rand der Sonne aufgeht. Und der Zeitpunkt des Sonnenuntergangs, wenn der obere Rand der Sonne untergeht. Daraus ergibt sich diese Differenz. An der Mitte der Sonne orientiert, haben wir die perfekte Tag- und Nachtgleiche –  meine innere Balance ist wieder hergestellt.

Übrigens sind bei mir zur Zeit viele Spinnentiere unterwegs und versuchen, mein Haus von außen und innen einzuspinnen. Mal schauen, ob sich das Sprichwort bewahrheitet „Wenn im September viele Spinnen kriechen, sie einen harten Winter riechen“…

Wer den Herbst mit einem Ritual begrüßen möchte, ist eingeladen an die Externsteine am Samstag, 23.9.23 um 13 Uhr.

Seltsame Begegnung am Wegrand

Es war in der Nähe einer Quelle bei Bad Doberan, als uns ein schwarz gekleideter Mann entgegenkam. Barfuß und mit Sonnenbrille, bei regnerischem Wetter. Wir tauschten ein paar Worte, fragten nach dem Weg und wanderten weiter. „Wir sehen uns wieder“, rief er uns nach. Später, fast am Ende des Rundwegs trafen wir ihn tatsächlich wieder.

Er fragte, ob wir mit dem Auto gekommen seien, immerhin 14 Kilometer, und meinte, den Weg könnte man doch auch zu Fuß gehen. Ein paar weitere belehrende, aber auch freundliche Bemerkungen fielen. Dann kamen wir auf die Qualität des Quellwassers zu sprechen, das er in Flaschen nach Hause trug. Auf einer Tafel in der Nähe der Quelle hatte jemand mitgeteilt, dass ihm das Wasser gegen hartnäckige Furunkel geholfen hätte.

„Haben Sie auch Furunkel“? fragte unser schwarz gewandeter, barfüßiger Gesprächspartner ernst. Meine Begleiterin und ich sahen uns an und mussten schallend lachen – was für eine skurrile Unterhaltung am Wegrand. Der Unbekannte nahm uns das Gelächter nicht übel, genauso wenig wie wir ihm seine offenherzige Frage. Dann teilte er uns mit, dass er Asperger hätte. Vielleicht hatte er bemerkt, dass uns seine unverblümte Frage etwas überraschte. Ein ernstes, fast kindlich zu nennendes Interesse, belebend, auch wenn – oder weil? – es den gesellschaftlich üblichen Normen nicht entspricht.

Sich ins Land fallenlassen wie in eine Hängematte

Nach einer längeren Autofahrt, aus Richtung Hannover kommend, sah ich die Bückeberge am Horizont. In Bad Nenndorf bog ich von der Bundesstraße ab und fuhr über Rodenberg und Soldorf.

Die Straße schlängelt sich hinter Soldorf zum Kamm der Bückeberge, und ich bemerkte, wie ich mit einem Mal tief durchatmete.

Ein Satz kam mir in den Sinn: „Sich ins Land fallenlassen wie in eine Hängematte“. Ja, hier in den grünen Hügeln fühlte ich mich wohl, war ich zu Hause, hier konnte ich mich fallenlassen. Die Anspannung der Autofahrt fiel von mir ab. Es ist ein gutes Gefühl, auch ohne Navi zu wissen, wo es langgeht und in fast jedem Dorf jemanden zu kennen, den man bei einer Autopanne um Hilfe bitten kann.

Auf der weiteren Fahrt Richtung Obernkirchen entlang der kleinen Ortsteile Stadthagens dachte ich daran, wie es Flüchtlingen aus weit entfernten Ländern gehen mag, die weder in der Landschaft Vertrautes entdecken können noch Freunde oder Bekannte am Wegrand haben. Ein afrikanischer Schüler von mir freute sich über jede Pflanze hier, die er aus seinem Heimatland kannte. Auch ein Weg, sich langsam heimisch zu fühlen.

Das Prinzip Apfelbaum

Die Initiative „Mein Erbe tut Gutes – Das Prinzip Apfelbaum“ wurde von über zwanzig gemeinnützigen Organisationen gegründet, darunter das Deutsche Kinderhilfswerk, der Nabu, die Deutsche Herzstiftung und Amnesty International. Elf Persönlichkeiten, unter anderen Richard von Weizsäcker und Margot Käßmann, wurden für eine Ausstellung der Initiative interviewt zu der Frage „Was bleibt?“ Auf der Website wird ein „Erben-Rechner“ angeboten, mit dem man feststellen kann, wie hoch mögliche Pflichtteile sind und welcher Teil des Erbes frei verfügbar ist. Gemeinnützige Organisationen sind von der Erbschaftssteuer befreit.

Die Stiftung Warentest rät dazu, möglichst an eine persönlich bekannte Organisation zu vererben, zu der man Vertrauen hat. Auch das Erbschaftssiegel und das Siegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI-Siegel) sind Hinweise darauf, ob ein Verein seriös ist.

Zahlreiche Organisationen sind im Internet zu finden, die sich für das gemeinnützige Testieren anbieten. Der WWF wirbt damit, dass man mit seinem Testament die Zukunft gestalten kann – eine lebenswerte Zukunft für die nachfolgenden Generationen. Die Nachlassabwicklung wird von etlichen überregionalen Verbänden übernommen, die Personal für diese aufwendige Arbeit bereitstellen können. Dieser Service kommt Menschen ohne nahe Angehörige entgegen. „Ich tue mit dem Geld etwas Sinnvolles, und kein entfernter Verwandter muss sich um meinen Nachlass kümmern.“

In einem Beratungsgespräch, das große Verbände anbieten, können Fragen geklärt und Lösungen entwickelt werden.

 

Die Ursprünglichen Weisungen: Respekt

Kürzlich fiel mir ein Buch von Manitonquat in die Hände, einem Ältesten der Wampanoag aus Nordamerika. „Die Ursprünglichen Weisungen“ ist der Titel des Buches.

Manitonquat hat zahlreiche indigene Lehrer nordamerikanischer Stämme aufgesucht, immer bewegt von der Frage: Warum sind die Menschen heutzutage so verwirrt und dabei, unseren Planeten zugrunde zu richten?

Die Menschen leben nicht mehr nach den Ursprünglichen Weisungen, bekam er zu hören. Und was sind die Ursprünglichen Weisungen? Das Buch enthält eine Essenz der Antworten, die er im Laufe seines langen Lebens gesammelt hat.

Als erste grundlegende Weisung nennt er: Respekt. „Alles, was wir nicht selbst geschaffen haben, müssen wir respektieren.“ Damit meint er die Pflanzen und Tiere und Menschen, die Sonne und den Mond, die wunderschöne Erde, ja, das Leben selbst. Das ist das Große Geheimnis, das Heilige, dem die Religionen verschiedene Namen geben.

Wir alle sind Teil dieser unfassbaren Schöpfung, gleich wichtig und notwendig für das Ganze, sind alle heilig und verdienen Respekt. Für Respekt können wir uns mit unserem Willen entscheiden, anders als dafür, jemanden oder etwas zu lieben. Liebe kann kommen und gehen. Respekt bleibt als Grundlage des Miteinanders im heiligen Kreis des Lebens.

Sommerpause in Balance

Liebe Leser/innen,

bloggoli macht Sommerpause, spätestens Mitte August bin ich wieder zurück. Ich wünsche euch allen Balance in diesen Zeiten – gute Beziehungen pflegen, sich um den Garten kümmern, das innere Feuer hüten, das sind die Hinweise meiner schamanischen Lehrerin, um in der Mitte zu bleiben.

Bis bald, Cornelia

Freunde am Wegrand

In schwere Gedanken versunken war ich im Auto unterwegs zu einer Freundin. Immer wieder dieselben Geschichten kreisten in meinem Kopf. Bis mich eine hellblaue Wegwarte am Straßenrand aus diesem Strudel herausriss. „Schau mich an,“ schien sie zu locken. „Die Welt ist schöner als du denkst!“

Und dann bemerkte ich auch das weiß-gelbliche Mädesüß, das seinen Namen zu Recht trägt. Von einer Kräuterfrau habe ich einmal ein Tütchen Zucker gemischt mit den Blüten der Pflanze erworben, Mädesüß-Zucker zum Versüßen des Lebens.

Schließlich machte der knallrote Klatschmohn auf sich aufmerksam und mir fiel ein Lied ein, das mich sofort in gute Stimmung versetzte. „Heute kam ein Sommerbote, trägt sein leuchtend Kleid das rote! Auf dem Hügel steht er schon, windzerzauster roter Mohn!“

Dank an die Blumen, die Pflanzenfreunde und Freundinnen!

Ent-Täuschung

Als ich vor ein paar Tagen im Wald war, und das Grün der Bäume und Büsche mich durchflutete, dachte ich plötzlich: Der Wald hat mich noch nie enttäuscht. Zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter umgibt er mich wie ein schützende Hülle und nährt mich an Leib und Seele.

Es macht mich zwar traurig, wenn ich sehe, dass Bäume durch Borkenkäfer oder Trockenheit ihr Leben lassen, doch es ent-täuscht mich nicht. Offensichtlich nehme ich den Wald so, wie er ist und mache mir keine Illusionen über ihn. Im Gegensatz zu den Menschen. Wenn ich sehe, wie stellenweise die Forstverwaltung mit dem Wald umgeht, werde ich ärgerlich – und bin immer wieder ent-täuscht darüber, dass sie ihn in erster Linie unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten betrachten.

Illusionen, falsche Vorstellungen führen zu Ent-täuschung. Wie häufig ist das im privaten Bereich der Fall. Wir haben uns getäuscht, in einem Menschen, einer Situation. Haben die Realität nicht klar sehen können, Entwicklungen nicht begriffen – bis wir ent-täuscht werden. Ein schmerzhafter Prozess. Ob es leichter ist, von Anfang an, den Gegebenheiten klar ins Auge zu blicken? Und: wie macht man das?

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