Drei Ruhephasen am Tag

Drei Phasen am Tag gibt es, die ich benötige, um in meiner Mitte zu sein.

Das ist morgens die meditative Morgengymnastik, möglichst unter freiem Himmel im Garten. Für mich nicht nur Bewegung, sondern auch eine Möglichkeit, die Verbindung zu Himmel und Erde und allen Wesen zu bekräftigen.

Mittags dann ist es eine meist recht kurze Ruhepause. Der Körper ist dankbar, wenn er sich ausstrecken kann, und der Geist entspannt sich. Wenn mir vorher noch hundert Dinge durch den Kopf gehen, was ich tun oder lassen sollte, ist nach der kurzen Auszeit klar, was als nächstes ansteht.

Und abends brauche ich ein, zwei Stunden ohne Gespräche, ohne Computer oder Handy, um mich ruhig schlafen legen zu können. Ein Buch hilft mir, abzuschalten und ein kleines Ritual, den Alltag abzustreifen.

Und dann: gute Nacht! Zeit für das Unbewusste, sich zu entfalten und manchmal Überraschendes an die Oberfläche des Bewusstseins zu spülen.

Wie oben so unten – und dann auch noch Walpurgis!

Vieles geht durcheinander in diesen Tagen, innerlich und äußerlich. Im Kleinen und im Großen, ein Spiegelbild der kosmischen Situation. Die zwei Neumonde im Widder rufen zu Neuanfängen auf. Gleichzeitig bremst das Sternzeichen Stier, und Pluto im Wassermann chaotisiert.

Hoffnung, dass alles wieder in die bei uns in Deutschland gewohnten, ruhigen Bahnen kommt, sollten wir uns nicht machen. Es ist eher angesagt, zu lernen, mitzufließen – als in sich ruhender Pol im Sturm der Gezeiten. Und dazu brauchen wir Erdung, Erdung, Erdung.

Was hilft besser, sich zu erden als das Leben zu feiern, mit Tanzen, Freunden und Freundinnen, gutem Essen! Nicht als Flucht vor der bösen Welt sondern als ein bewusstes Feiern der Freude am Leben, als Dank für das Leben. Am Sonntag, 30. April ist Walpurgis, das Jahreskreisfest zwischen Frühlings- und Sommeranfang. Lasst uns feiern!

Dekolonisieren

Nachdem mich ein ehemaliger afrikanischer Schüler besucht hatte, fiel mein Blick auf den Wandkalender von Misereor und Brot für die Welt, den ich jedes Jahr geschenkt bekomme. Auf dem großen Kalenderblatt war das Gesicht einer dunkelhäutigen Frau zu sehen.

Ich überlegte, was der junge Mann sich wohl beim Anblick des Bildes gedacht haben mag. Hängen sich Afrikaner auch Kalender mit Fotos von hellhäutigen Menschen an die Wand?

Die farbenprächtig aufgemachten Bilder bringen ein Stück bunte Welt in unsere Stuben – allerdings unter einem Aspekt, der mir nicht gefällt. Arme Frauen, arme Kinder, arme Männer, deren Lebensbedingungen mithilfe von Misereor und Brot für die Welt verbessert werden. Hier in unseren gut ausgestatteten Wohnungen sind wir, die Guten, die spenden – dort die Armen, Bedürftigen.

Warum die Verhältnisse so sind, wird ausgeklammert. Unsere Spenden sind ein Trostpflaster auf Wunden, zu denen die westliche Welt in erheblichem Umfang beigetragen hat.

Ich kaufe lieber im Weltladen ein, was den Produzenten im Süden ein Leben ermöglicht, in dem sie nicht auf Spenden angewiesen sind. Oder ich spende an Organisationen, die auch unsere Regierung in die Pflicht nehmen und Menschen in Auseinandersetzungen gegen Konzerne unterstützen, zum Beispiel um ihr Recht auf Lebensraum in Brasilien, der durch Holzfällungen massiv bedroht ist. (z.B. an die Gesellschaft für bedrohte Völker und Urgewald)

Ein Huhn als Krafttier?!

Das Präriehuhn aus Nordamerika ist für indigene Amerikaner ein Krafttier. Es gibt einen Tanz in Form einer Spirale, der nach diesem Vogel benannt ist und ihn ehrt. Wenn sich das Präriehuhn als dein Krafttier zeigt, ist es an der Zeit, zu beobachten, wie du dich in der Welt bewegst, körperlich und geistig. Welche Energie verbreitest du, Chaos oder Harmonie?

Hier eine kleine Geschichte über ein Huhn namens Liberty:

In meiner Nachbarschaft lebt ein Huhn, das den Spruch „dummes Huhn“ Lügen straft. Im Gegensatz zu ihren Artgenossinnen, die friedlich im Gehege nach Futter scharren, auch wenn dort nichts mehr als braune Erde zu sehen ist, weiß sie, wo Grünzeug wächst. Nämlich nebenan auf dem Wiesenweg oder in nachbarschaftlichen Gärten. Und sie lässt sich durch keinen Zaun davon abhalten, irgendwie findet sie immer einen Durchschlupf oder fliegt notfalls auch über meterhohe Abgrenzungen. Ringsum ist sie unter dem Namen „Liberty“ bekannt.

Allerdings scheint die Henne zu wissen, dass ihr Treiben nicht überall gern gesehen wird. Als ich – in einiger Entfernung – bemerkte, dass sie in meinem Garten auf der Kräuterspirale herum pickte, fühlte sie sich offensichtlich beobachtet und verschwand schnell zwischen ein paar stehen gelassenen hohen Gräsern, um nicht entdeckt zu werden.

Was wir unseren Kindern und Enkelkindern im Rahmen der vorschulischen Erziehung mühsam beibringen müssen, nämlich vor dem Überqueren einer Straße zuerst nach Autos Ausschau zu halten, beherrscht dieses Tier ganz selbstverständlich. Kürzlich kam ich mit dem Auto angefahren und sah die Henne mit dem schwarz-weißen Federkleid am Straßenrand stehen. Ich fuhr langsamer, sie schien zu lauschen und trat dann einen Schritt zurück. Ich fuhr vorbei. Im Rückspiegel beobachtete ich, wie sie auf die andere Straßenseite wechselte. Aber nicht allein! Hinter ihr folgte schnellen Schrittes eine ihrer Hühnerschwestern.

Jetzt, im Frühling, wird wieder Salat und Gemüse in den Gärten ausgesät, und Liberty wurde ins Exil auf einen Bauernhof geschickt.

 

Frühlingstrommeln in der Alten Badeanstalt

Am Montag haben wir uns zum ersten Mal in diesem Jahr wieder zum Trommeln für die Erde in der Alten Badeanstalt getroffen, einem wunderbar wilden Gelände mit einem Naturteich, durch den ein Bach fließt. Nach einer Einstimmung mit Frühlingsliedern verteilten wir uns und suchten Plätze auf, zu denen es uns hinzog.

Ich bewegte mich langsam trommelnd vom Bergahorn und dem mächtigen Haselbusch zur alles überragenden Weide, als ich vor mir im Gras einen Kreis von Veilchen entdeckte. Und es überraschte mich, zu bemerken, dass am liebsten jedes einzelne von ihnen betrommelt und so begrüßt werden wollte. Jetzt war meine Aufmerksamkeit auch bei den kleineren Pflanzenwesen gelandet. Mir fielen die Büsche und ihre zahlreichen Ableger unter den hohen Pappeln auf, manche kenne ich mit Namen, andere leider nicht. Nicht nur die großen Bäume, jeder Strauch, jede vorwitzige Frühlingsblume wollte wahrgenommen werden. Erst jetzt stelle ich fest, dass das unauffällige, alles verbindende Gras meiner Beachtung entgangen ist.

Andere berichteten von ähnlichen Erfahrungen, als wir uns wieder in einer Runde ums Feuer trafen. Wir trommelten noch, um unseren Vorhaben für dieses Jahr den Schwung des Frühlings und die Kraft des Feuers mit auf den Weg zu geben. Eins unserer Abschlusslieder ist mir noch im Sinn. „Frieden sei mit dir, Frieden sei mit mir, Frieden sei in unserm Kreis, Frieden sei allhier“.

P.S. Eins der Projekte, für die wir getrommelt haben, sind Regines (Kraft-)Tierbilder, zu sehen auf ihrer Homepage https://maregine.de/

Überraschung im Anderswelt-Theater

Pendeln im Theater? Ja, das gibt es! Ich war eingeladen ins Anderswelt-Theater in Stolberg im Harz, ein Theater der besonderen Art. In einem alten Fachwerkhaus begann es mit einem Menü. Passend zum Titel des Stücks „Hexenflug“ wurde eine blutrote Vorsuppe mit weißen Spinnenfäden serviert, zumindest sah es auf den ersten Blick so aus. Weiter ging es mit dem Hauptgericht in Form eines brennenden Scheiterhaufens, dem wir vier gestandene Frauen gerne den Garaus machten. Die Zeit der Scheiterhaufen ist vorbei!

So eingestimmt stiegen wir hinauf in die erste Etage zur Bühne. Ich erlebte die Rezitationen von Christiane und Nicolas Jantosch aus Goethes Faust wie einen Sturmwind, der über mich hinweg brauste. „Du musst verstehn, aus Eins mach Zehn, und Zwei lass gehen…“ – das Hexeneinmaleins aus dem Faust! Zwischendurch ruhigere, möglicherweise eigene Texte, Hinweise auf verschiedene Heilpflanzen und ihre Wirkung. Und schließlich tauchten Pendel auf, gläserne Kugeln an Ketten.

Die beiden Schauspieler erklärten den Gebrauch dieser magischen Gerätschaften. „Probiert zuerst aus, wie sich das Pendel bewegt, wenn ihr ein Ja denkt und fühlt, dann beobachtet die Bewegung bei einem Nein.“ Bei mir bewegte sich die Kugel bei Ja kreisförmig rechtsherum, bei Nein gab es einen Ausschlag nach rechts und links. Ist das Ja und Nein eindeutig festgestellt, kann man Fragen an das Pendel richten. Diese seien hier jedoch nicht verraten, noch weniger die Antworten!

So war das mit dem Pendeln im Theater, Goethe, Kräuter, Pendel, all das passte wunderbar zusammen. Und wurde verbunden mit einem guten Essen – zum Abschluss noch giftgrünen Wackelpudding gekrönt von einer knallroten Himbeere.

Das Künstlerehepaar Mario und Christiane Jantosch hat das Anderswelt-Theater in dem Fachwerkstädtchen Stolberg im Südharz gegründet, dort treten sie auf, singen, kochen und bewirten ihre Gäste. Als Schauspieler und Sänger zu Gast sind ab und zu ihr Sohn Nicolas und andere Künstler.

 

Die Frühlingsanfangswoche kann aufregend werden

In dieser Woche heißt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und gut geerdet zu bleiben. Wir hatten Frühlingsanfang, Montag am späten Abend. Eine Zeit des Sprießens, Wachsens und Werdens.

Am Dienstag, 21.3.23 ist Neumond, immer eine gute Zeit für neue Anfänge. Im Altai gelten Neumond und die Tage danach auch als ein besonders geeigneter Zeitraum für Heilungen. Sonne und Mond stehen beide im Sternzeichen Widder, das Neuanfänge enorm beschleunigen kann.

Und dann tritt der Planet Pluto, der für große Umwälzungen bekannt ist, am Donnerstag, 23.3.23 zum ersten Mal in das Sternzeichen Wassermann ein. In den nächsten Jahren wandert er zwischen dem Steinbock und Wassermann hin und her, bevor er Mitte der 20er Jahre für etwa zwanzig Jahre im Wassermann bleibt. Typisch für dieses Sternzeichen ist es, dass Ideen und Visionen nur so sprudeln – was davon verwirklicht werden kann, wird sich zeigen.

Wir können uns also auf spannende Zeiten gefasst machen, ruhiger wird es mit Sicherheit nicht. Wir werden ein hohes Maß an Flexibilität bei guter Erdung dringend benötigen! Gute Erdung, das kann ein intensiver Kontakt zur Natur sein, befriedigende Arbeit, das Aufgehobensein in einer tragfähigen Gemeinschaft…

Über Gärten und Blockwarte

Inzwischen haben sich meine Nachbarn an meinen Garten gewöhnt und akzeptieren ihn so, wie er ist. „Du magst es halt gern ein bisschen wild“, heißt es. Ja, so ist es. Ich liebe die Wildnis und versuche, in meinem Garten eine Balance zwischen Wildnis und Gartenkultur zu schaffen. Vielleicht haben einige auch gemerkt, dass Inseln von Wiesenschaumkraut, Löwenzahn oder Margeriten auf dem Rasen schöner aussehen und eine andere Atmosphäre schaffen als eine Fläche, die aussieht, wie ein kurzgeschorener Fussballplatz.

In einem Dokumentarfilm auf Arte über die Tagebücher von Victor Klemperer, die er 1933-1945 geschrieben hat, hörte ich eine interessante Information zu diesem Thema. Klemperer sammelte akribisch alles darüber, wie sich der Faschismus im Alltag auswirkte. Unter anderem auf seinen Garten. Eines Morgens bekam er Besuch von einem amtlich Bevollmächtigten, der ihn darauf hinwies, dass sein Garten nicht unkrautfrei sei. Der Mann sagte, er müsse ihn deswegen anzeigen, und für ein paar hundert Mark müsste eine Firma den Garten von Unkraut befreien. Wie es dann auch geschah.

Diese Geschichte gab mir zu denken. Könnte das unbedingte Beharren einiger Menschen auf einem „ordentlichen“ Garten, was im Extrem zu den Schottergärten führt, eine Nachwirkung aus dieser Zeit sein? Unbewusste Verhaltensweisen, möglicherweise auch Ängste, die sich gehalten haben? Heute überflüssig, aber gerade auf dem Land scheinen sie tief zu sitzen. Denn wenn ich in Hannover bin, wundere und freue ich mich jedes Mal wieder darüber, wie wild es dort in manchen Vorgärten wuchert.

Frühling – die Gene der Sammler und Jäger werden wach!

Der 1. März ist da, und laut Metereologen ist es Frühling, auch wenn es noch bitterkalt ist. Da Wissenschaftler Statistiken machen müssen, teilen sie der Einfachheit halber den vier Jahreszeiten jeweils drei Monate zu. Frühling hat also im März, April und Mai zu sein. Bei den meisten Menschen gilt jedoch die Tag- und Nachtgleiche um den 21. März als Frühlingsanfang.

Wissenschaft hin oder her, seit einigen Tagen werden bei mir die Gene der Sammler und Jäger wach, die unbeachtet in unseren Zellen ruhen. Und mich packt das unwiderstehliche Bedürfnis, im Garten und Wald auf Nahrungssuche zu gehen. Vor allem Kräuter sind im Frühjahr das Ziel meiner Suche.

Wann zeigen sich endlich die ersten Spitzen des Löwenzahns, eine bittere Köstlichkeit in Salaten? Ich fürchte, in meinem Garten ist mir das freche Huhn aus der Nachbarschaft, das immer wieder aus seinem Gehege ausbricht, zuvor gekommen und hat sie aufgefressen.

Und wo bleibt die Königin der Frühlingspflanzen, die Brennnessel? Ein erstes kleines Pflänzchen habe ich neulich entdeckt, noch zu wenig für einen guten, Blut reinigenden Tee.

Vor allem aber warte ich auf den König des Grünzeugs im Frühjahr, den Bärlauch. Das Pesto, das ich im letzten Jahr gemacht habe, ist längst aufgebraucht, es wird Zeit, dass sich Nachschub zeigt. Bei mir im Garten haben sich ein paar Bärlauchpflanzen angesiedelt, von denen jedoch noch nichts zu sehen ist. Stattdessen habe ich an der Stelle den Feind vieler Gärtner, den Giersch, gefunden und drei Blättchen gepflückt. Für mich ist es ein Freund, der meine Suppe bereichert. Soll übrigens auch gut gegen Arthrose sein.

Das Rätsel der Schamanin

In der letzten Zeit beobachte ich eine interessante Entwicklung auf dem Buchmarkt. Es erscheinen zunehmend Bücher, in denen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse verbunden werden mit einer indigenen und/oder schamanischen Perspektive auf die Welt.

Das Buch von Robin Kimmerer, „Geflochtenes Süßgras“, habe ich bereits in einem Blog vorgestellt. In dem Buch „Das Rätsel der Schamanin“ entschlüsseln ein Archäologe und ein Historiker das Rätsel um ein weibliches Skelett mit reichen Grabbeigaben, das in Bad Dürrenberg bei Halle gefunden wurde. Vor 9000 Jahren wurde der Körper beigesetzt, in einer Epoche großer Umwälzungen, die letztendlich in unsere heutige Gesellschaft mündeten.

Harald Meller und Kai Michel bemühen sämtliche verfügbaren Methoden der Wissenschaft und beschreiben auf spannende Art und Weise ihre Erkenntnisse, bis sie schlussendlich gesichert feststellen können: diese Frau muss tatsächlich eine Schamanin, eine Heilerin, gewesen sein, deren Grab noch Jahrhunderte später von Menschen aufgesucht wurde.

Die Untersuchungen führen uns die gesellschaftlichen Entwicklungen von der animistischen Weltsicht, die uns immer noch in den Genen steckt, über die Professionalisierung des schamanischen Heilens bis zu den heutigen Weltreligionen vor Augen. Und lassen Pfade in eine Zukunft deutlich werden, in der die Spaltung zwischen unserer ererbten Natur und den Dilemmata der modernen Gesellschaft überwunden werden kann.

 

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