Brauchen wir einen zweiten Lockdown, um endlich zu lernen, kürzer zu treten? Weniger zu reisen, kaufen, unternehmen, hetzen. Hat vielleicht unsere kollektive, uns unbewusste Intelligenz (kollektive, nicht künstliche!) Corona erschaffen, damit wir runterkommen von unserem Machbarkeitswahn? Vom mehr, schneller, weiter, höher.
Kinder und sehr alte Menschen brauchen kein Corona, um in ihrer eigenen Zeit zu leben, in ihrem eigenen Modus. Wer runterkommen muss, das sind wir Erwachsenen. Und es fällt uns schwer, unglaublich schwer. Ich gehe inzwischen davon aus, dass wir Hilfe, Regeln, benötigen, um ruhiger zu werden, auf den Boden zu kommen, wieder ein gutes Verhältnis zur Erde zu entwickeln. Diese Hilfe von außen könnten Coronamaßnahmen sein. Verständlich, dass es uns nicht unbedingt leicht fällt, sie zu akzeptieren. Lernen ist nicht immer einfach.
Und der Lernprozess, den unsere Gesellschaft braucht, ist gewaltig, eine mentale Umwälzung und Neuorientierung, die mit dem Übergang ins Industriezeitalter vergleichbar ist. Wir wissen nicht, wohin es geht, genauso wenig wie die Menschen im Mittelalter eine Vorstellung von Autos, Weltreisen, Freizeitparks, Handys, Demokratie und allem, was unsere heutige Gesellschaft ausmacht, entwickeln konnten. Viele merken nur, dass es so nicht weitergehen kann, dass unsere Erde uns Menschen keinen Lebensraum mehr bieten kann, wenn wir so weitermachen wie bisher.