Eine Nachbarin von mir hat ein wunderschönes Didgeridoo, spielt allerdings nur selten darauf. Kürzlich fragte sie mich, ob wir einmal zusammen Musik machen wollen, sie auf dem Didgeridoo und ich auf meiner Altblockflöte. Die lag jahrelang im Regal, nur ab und zu schaute ich sie mir an, weil ich das glatte, hellbraun gemaserte Holz und die elegante Form des Instruments liebe.
Diese Flöte begleitet mich seit meiner Schulzeit gut verpackt durch verschiedenste Wohn- und Lebensräume. Jetzt endlich ist sie wieder zum Leben erweckt. Meine Nachbarin und ich setzten uns an einem der Frühlingsabende zusammen, die tiefen Töne des Didgeridoos erklangen erst zaghaft, dann bestimmter, satt und erdig. Und darüber schwangen sich glockenhell und dunkler werdend Melodien, die aus meiner Flöte hervorsprudelten. Es dämmerte, der Himmel färbte sich in einem grauen Rosa und Blau, und die Musik passte sich der Abendstimmung an.
Seitdem möchte meine Flöte jeden Morgen und jeden Abend gespielt werden, kurz nur, ein paar Töne, wenige Klangfolgen, die mit der jeweiligen Stimmung harmonieren, mal heller und mal dunkler. Einfach und schön. Einfach schön.