Eine Zeitlang mochte ich keine Grünlilien, diese unverwüstlichen Zimmerpflanzen mit den lang herabhängenden Ablegern, Kindeln genannt. Vielleicht lag meine Abneigung daran, dass ich als Kind verpflichtet war, unsere Grünlilien regelmäßig zu gießen, wozu ich nicht unbedingt Lust hatte. Oder weil die harmlosen Pflanzen einige belastende Kindheitserfahrungen von mir mitbekommen haben, die ich eine Zeitlang erfolgreich verdrängt habe.
Wie dem auch sei, sowohl mit den damaligen Erlebnissen als auch mit Grünlilien habe ich inzwischen meinen Frieden geschlossen. Ja, die so unglaublich wuchsfreudigen, zähen Pflanzen weiß ich mittlerweile richtig zu schätzen. Sie stammen aus Südafrika, einem Kontinent, dem ich mich von Kind an verbunden fühle. Und sie verbessern das Raumklima, indem sie bis zu 95% der Schadstoffe von Formaldehyd und Kohlenmonoxid aufnehmen und verarbeiten.
Regelmäßig ziehe ich aus den zahlreichen Ablegern neue Pflanzen und verschenke sie. Neulich habe ich eine große Pflanze weggegeben und sie hinterher tatsächlich vermisst, wie ein gutes Buch oder eine Freundin, die plötzlich aus dem Leben verschwunden sind. Da habe ich mich doch ein wenig über mich selber wundern müssen…