„Male Bilder auf Leder“, erzählt mir jemand. Im Traum. Vielleicht auch schon danach, dieser unwillkürliche Zustand kurz vorm Aufwachen. Denn plötzlich diskutieren wir gedanklich, wie man Lederbilder präsentieren kann.
Ich erwache und bin beglückt von der Idee.
Notiere sie und habe dann keine Zeit mehr dafür: Der graue Alltagstrott verschlingt alles, er ist ein hartherziger, mächtiger Gegner bei der Verwirklichung von Träumen. Einige Jahre lang.
Eines Tages passiert ein Unfall und fesselt mich ans Bett. Er ist nicht der erste und trägt Züge eines de-ja-vues. Neben der medizinischen Behandlung beginne ich meinen „inneren Keller“ aufzuräumen, in der Hoffnung, damit nachhaltigere Heilung zu erreichen.
Genau 4 Tage später wiederholt sich der Traum vom Malen auf Leder. Diesmal wirklich als Schlafgebilde, von dem eine sehr lebhafte Erinnerung bleibt. Die Hinweise auf indianische Denkweisen und Motive sind unübersehbar. Blumen, Krafttiere, Spiralen werden mir als Motive vorgeschlagen.
Ich mag Tiere und da der Unfall meinen Alltag sowieso komplett umgekrempelt hat, ist Zeit, die Idee umzusetzen: Sobald es mir besser geht, beginne ich: Bestelle Leder-Malfarben, die geeignet sind, dauerhaft ins Material einzudringen. Beschaffe Leder mit naturbelassener Oberfläche, sortiere meine Pinsel aus lange vergangenen Zeiten, denke über das erste Motiv nach, suche nach Vorlagen. Und endlich der erste Pinselstrich, möglichst unaufgeregt, denn noch sind da Zweifel, ob dieser Herausforderung nicht zu groß ist. Ob ich diesem Traum vertrauen kann.
Ein Bär möchte gemalt werden und das Resultat gefällt. Aber es soll ein Krafttierbild sein und braucht eine Weihezeremonie. Auf einer meditativen Reise erfahre ich die einzelnen Schritte zu diesem Ritus und finde einen Platz in der Natur, um alles durch zu führen.
Ganz zum Schluss erhält der Bär seinen Rahmen: Ein Metallring mit farblich passender Wicklung. Der Ring spannt das Naturmaterial und sorgt dafür, dass das gemalte Tier gut sichtbar ist.
Nach der Fertigstellung beginnt ein anderes Tier, mehrere Tage durch meine Gedanken zu schleichen. Erst etwas unsicher ahne ich bald, dass es auch gemalt werden möchte. Seit diesem Erlebnis frage ich jedes Tier, das in meinem Kopf anklopft, ob es als Krafttier gemalt werden möchte. Oft nickt es, und die Warteliste wächst. Meine anfängliche Unsicherheit ist längst der Freude über diese unverhoffte, wieder gewonnene Kreativität gewichen. Derzeit gibt es Malaufträge für viele Monate und das ist gut.
Nun bricht die Zeit an, in der die Bilder zu jenen Menschen gelangen können, die um ihr persönliches Krafttier wissen.
Regine Mädje wurde in Berlin geboren und wuchs in Lüneburg auf. Im Anschluss an die Schule folgte ein Studium in Berlin. Von 1991 bis 1995 arbeitete sie als Ingenieurin für Landschaftsplanung.
Seit 1996 wohnt sie in Bückeburg, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Nach einer Zeit der Schriftstellerei im beginnenden Millennium verlagerte sich ihr Schwerpunkt. Die Liebe zur Natur erweiterte sich über die Grenzen des Naturwissenschaftlichen hinaus.
Regine , wunderschöne Kraft-Tier-Bilder .
Dankeschön
Bitteschön, liebe Regina. Fast alle Tiere sind inzwischen neugierig, zu welchen Menschen sie einmal kommen werden…