Es war in der Nähe einer Quelle bei Bad Doberan, als uns ein schwarz gekleideter Mann entgegenkam. Barfuß und mit Sonnenbrille, bei regnerischem Wetter. Wir tauschten ein paar Worte, fragten nach dem Weg und wanderten weiter. „Wir sehen uns wieder“, rief er uns nach. Später, fast am Ende des Rundwegs trafen wir ihn tatsächlich wieder.
Er fragte, ob wir mit dem Auto gekommen seien, immerhin 14 Kilometer, und meinte, den Weg könnte man doch auch zu Fuß gehen. Ein paar weitere belehrende, aber auch freundliche Bemerkungen fielen. Dann kamen wir auf die Qualität des Quellwassers zu sprechen, das er in Flaschen nach Hause trug. Auf einer Tafel in der Nähe der Quelle hatte jemand mitgeteilt, dass ihm das Wasser gegen hartnäckige Furunkel geholfen hätte.
„Haben Sie auch Furunkel“? fragte unser schwarz gewandeter, barfüßiger Gesprächspartner ernst. Meine Begleiterin und ich sahen uns an und mussten schallend lachen – was für eine skurrile Unterhaltung am Wegrand. Der Unbekannte nahm uns das Gelächter nicht übel, genauso wenig wie wir ihm seine offenherzige Frage. Dann teilte er uns mit, dass er Asperger hätte. Vielleicht hatte er bemerkt, dass uns seine unverblümte Frage etwas überraschte. Ein ernstes, fast kindlich zu nennendes Interesse, belebend, auch wenn – oder weil? – es den gesellschaftlich üblichen Normen nicht entspricht.