Gestern erhielt ich von einem Freund eine Nachricht, für die mir zunächst die Worte fehlten. Das einzige, das mir einfiel war „Unglaublich!“. Es geht um Daniel Shuminov, der als Guide und Publikumsbetreuer des Historischen Museums Frankfurt suspendiert wurde.
Daniel war vier Jahre lang als Führer im Historischen Museum für die Vermittlung der Geschichte des Faschismus in Frankfurt tätig, leistete Aufklärung über die Verbrechen des Faschismus und engagierte sich gegen Antisemitismus und heutige faschistische Propaganda.
Und er war – Grund für die Suspendierung – Sprecher des Palästina-Camps „Hind`s Garden“ an der Goethe-Universität Frankfurt. Das Protestcamp wurde vielfach als angeblich antisemitisch angefeindet, aber das war es nicht.
Soll eine Aufklärung über den Holocaust nur noch von jenen durchgeführt werden können, die die israelischen Kriegsverbrechen an der palästinensischen Bevölkerung billigen? Oder es zumindest nicht wagen, sich öffentlich dagegen auszusprechen?
Was für mich fast unglaublich ist, ist die Geschwindigkeit, mit der sich meiner Wahrnehmung nach etwas in unserer Gesellschaft gedreht hat. Gedreht von einer offenen, pluralistischen Debattenkultur hin zu einer Einschränkung der Meinungsvielfalt. Eine Einschränkung, an denen die Medien mit inflationären, „erschlagenden“ Argumenten wie „Putinfreund“, „Antisemit“ und anderen entscheidenden Einfluss haben.
Ist das erst seit Corona so oder gab es schon vorher Anzeichen, die ich übersehen habe?