Heute muss ich von einem Buch erzählen, dass mich begeistert: Anfänge, eine neue Geschichte der Menschheit von David Graeber und David Wengrow. Ein Anthropologe und ein Archäologie widerlegen aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse die gängigen Mythen über den Ursprung der Menschheitsgeschichte. Dabei greifen die Autoren die Kommentare indigener Kritiker der europäischen Gesellschaft auf,
Mythos Nr. 1: Es gab einmal einen paradiesischen Urzustand, dann kam (aus theologischer Sicht) der Sündenfall, (aus gängiger wissenschaftlicher Sicht) die Zivilisation mit Landwirtschaft und Städtebau und das Schlechte kam in die Welt: das Patriarchat, das Militär, Bürokratie etc. (Rousseau und viele andere)
Mythos Nr. 2: Es gab gar keinen paradiesischen Urzustand, sondern der Mensch war immer schon des Menschen Wolf von Anbeginn bis in alle Ewigkeit. (Hobbes u.a.)
Mythos Nr. 3: Unsere europäische Entwicklung beruht auf den Ideen „großer Männer“, Philosophen, Staatsmänner etc.
Angefangen mit der europäischen Aufklärung legen die Autoren dar, dass viele der damals aufkommenden philosophischen Konzepte auf den Austausch mit indigenen-amerikanischen Quellen zurückzuführen sind, zum Beispiel auf den indianischen Staatsmann Kondiaronk (1649-1701). Und dass diese Konzepte/Mythen ein Versuch sind, indigene Kritik an Verhaltensweisen der Europäer, die für nordamerikanische Ureinwohner völlig unverständlich waren (Warum wetteifern die Europäer ständig gegeneinander? Warum teilen sie keine Lebensmittel? Warum sorgen sie sich nicht umeinander?) in eine für europäische Verhältnisse akzeptable Form umzumünzen. Wobei der indigene Gedanke verlorenging, dass es eine andere Gesellschaft geben kann als die bestehende.
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