Heute Morgen im Wald, in den Bückebergen, blieb ich vor einer Fichte stehen und bemerkte, wie sich mein Rücken angesichts des geraden, hohen Baumes straffte. Auch ich stand plötzlich aufrecht da wie der Baum. Als mir wenig später eine Buche auffiel, die wie im Tanze ihre Zweige wiegte, begann mein Körper, sich leicht zu bewegen. Wie wunderbar die Bäume in ihrer Unterschiedlichkeit sind!
„Einsam und frei wie ein Baum, brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht“, diese Worte von Nazim Hikmet gingen mir durch den Sinn. Wobei ich „brüderlich“ gerne durch „geschwisterlich“ ersetze. Aber gleich ob brüderlich, schwesterlich oder geschwisterlich, ich spürte bei diesem Weg durch den Wald die Gemeinschaft der Bäume, Moose, Farne, aller Pflanzen und Tiere, die die Lebensgemeinschaft Wald bilden und sich gegenseitig unterstützen, jedes einzelne Wesen mit seiner besonderen Eigenart.
Es tat mir gut, diese Gemeinschaft zu spüren, gerade in der Zeit des Lockdowns, der Kontaktsperren, in der wir Menschen unsere menschliche Gemeinschaft nur begrenzt unmittelbar, körperlich erleben können. Familie, eine Freundin, ein Freund, das reicht nicht aus, in uns Menschen wohnt die Sehnsucht, auch Teil größerer Gemeinschaften zu sein, und das nicht nur im Internet. Im Wald können wir uns auch als menschliche Lebewesen als Glied einer größeren Gemeinschaft erfahren, auch wir sind wie die Pflanzen und Tiere ein Teil der Natur.