Eine kleine Frau mit einem großen Didgeridoo im Arm und eine Frau mit einer Altflöte gehen in den Wald, R. und ich. Dort, wo einmal der Liethbach geflossen ist, lassen wir uns auf ein paar Ästen nieder. R. bringt ihr Didgeridoo in Stellung, ich packe meine Flöte aus, und dann beginnen wir, zu improvisieren.
Die tiefen Töne des Digeridoos scheinen aus der Unterwelt zu kommen. Die Flöte fällt mit einem tiefen Ton ein, dann schrauben sich die Klänge langsam in die Höhe. Und fallen wieder ab, klettern wieder empor. Ich stelle mir Regen vor, der aus den Wolken auf die Erde niederfällt, im Erdreich versickert und oft erst lange Jahre später als Quellwasser wieder an die Oberfläche gelangt und die Gewässer speist.
Wir sind mit unseren Instrumenten zu dem Bach gegangen, um Kontakt mit ihm aufzunehmen. Um auf unsere Art und Weise zu zeigen, dass es Menschen gibt, die sich um ihn kümmern. Die es bekümmert, dass er seit Monaten trocken liegt. Man muss kein Schamane sein, um zu tun, was Wolf-Dieter Storl als eine Aufgabe von Schamanen bei Naturvölkern bezeichnet. „Der Schamane hilft, die Natur zu erhalten und zu tragen, er unterstützt sie, indem er sie wahrnimmt, bewundert, mit seinen Liedern besingt und in seinem Bewusstsein bewahrt“, schreibt er in seinem Buch „Ich bin ein Teil des Waldes“.
Und weiter heißt es in dem Text: „Wenn diese menschliche Liebesenergie fehlt, dann fängt die Natur allmählich an zu leiden, zu kränkeln, zu schwinden.“ Als R. und ich das nächste Mal mit unseren Instrumenten in den Wald ziehen wollen, treffen wir auf dem Weg eine Nachbarin, der wir von unserem Vorhaben erzählen. „Wartet auf mich, ich hole rasch meine Trommel und komme mit“, sagt sie.