Gestern kam eine Freundin vorbei, die demnächst auf einer neuen Arbeitsstelle anfängt. Wir sprachen über die Chancen dieses Neuanfangs, und dann fragte sie mich, ob sie dazu eine Tarotkarte ziehen könne. Gerne holte ich das Kartendeck, da ich immer wieder erlebe, wie die Bilderwelt des Tarot überraschende Impulse vermitteln kann. Und so war es auch in diesem Fall. Verwundert schaute die Freundin auf die Karte des Narren, die sie intuitiv aus dem Deck herausfischte. Der Narr drückt eine spielerische Leichtigkeit aus – etwas, das sie sich sehr wünscht in ihrem Leben, worauf sie jedoch kaum zu hoffen wagt. Die mythologische Figur des Narren wird sie dabei unterstützen, unbeschwert und offen ihre neue Arbeit zu beginnen.
Wie oft habe ich in den vergangenen Jahrzehnten Ähnliches erfahren dürfen. Vor fast vierzig Jahren wurde ich mit dem Tarotspiel bekannt und seitdem begleitet es mich durchs Leben. Nicht zum Wahrsagen – das war früher Ziel des Kartenlegens. Heute wird Tarot im Allgemeinen dazu benutzt, unseren Blick auf Situationen und Menschen zu schärfen, blinde Flecken aufzudecken und Unbewusstes durch den Spiegel des Bildes ins Bewusstsein zu rücken.
Ende des letzten Jahrhunderts wurde sogar an der Volkshochschule der Umgang mit dem Tarot unterrichtet, die intuitive Spielweise und der Bezug auf das Bedeutungssystem der Karten. Heute gibt es nur noch wenige Institute, die es wagen, dieses Thema in ihr Programm aufzunehmen, da es als Esoterik gilt.