Eine Nachbarin hat mich überredet, ein Hochbeet anzulegen. Vorher musste ich jedoch eine Menge sogenanntes Unkraut jäten – Vergissmeinnnicht, Knoblauchrauke, Gräser und mehr. Langsam zog ich ein Kraut nach dem anderen aus der Erde.
Noch nie war mir so deutlich aufgefallen, wie unterschiedlich sich die Pflanzen im Boden verwurzeln. Da gab es lange, möhrenähnliche Wurzeln, nahe der Oberfläche weit verzweigte kleine Wurzeln und tiefreichende mit zahlreichen zarten Würzelchen.
Ich fragte mich, ob es bei uns Menschen ähnlich ist. Einige wurzeln rasch wie die Vergissmeinnnicht, sind vielfältig, wenn auch nicht besonders fest, vernetzt. Andere brauchen lange, um sich tief in der Erde, im übertragenen Sinn einer Beziehung, zu verwurzeln. Und wieder andere wurzeln tief und strecken gleichzeitig zahlreiche dünnere Würzelchen nach allen Seiten aus.
Vielleicht sollten wir an diesen Vergleich denken, wenn wir über Flüchtlinge sprechen. Manche schaffen es schnell, in der fremden Erde, der neuen Gesellschaft, ihren Platz zu finden. Andere brauchen lange, um ihre Wurzeln hier auszustrecken und für manche ist unser Boden, unsere Gesellschaft kein geeigneter Platz zum Leben.