Langsam entfaltet sich das neue Jahr, manche Pläne vom Anfang des Jahres sind in Vergessenheit geraten, andere entwickeln sich langsam oder schneller. „Wie kann ich wissen, ob mein Traum für dieses Jahr eine Vision oder eine Illusion ist?“ fragte mich eine Freundin.
Nicht einfach zu beantworten, die Frage. Ich überlegte und dachte an meine Erfahrungen mit Träumen, Wünschen, Visionen und Illusionen.
„Das Buch über meine Reisen in den sibirischen Altai war lange Zeit eine Vision,“ begann ich. „Ich hatte den intensiven Wunsch, meine Erlebnisse zu teilen und zu vermitteln, wie eine Gesellschaft aussieht, in der Schamanismus zum Alltag gehört. 2012 war ich das letzte Mal dort, dann habe ich angefangen, Schritt für Schritt diesen Traum, dieses Ziel, in die Tat umzusetzen. Weniger zu arbeiten, um Zeit für das Projekt zu haben. Ein langer Weg lag vor mir: Aufzeichnungen sortieren, schreiben, ändern, anderen zum Lesen geben, überarbeiten, Fotos raussuchen, wieder überarbeiten… Schließlich habe ich mich auf die Suche nach einem Verlag gemacht, war auf Buchmessen, recherchierte im Internet. Natürlich träumte ich von einem renommierten Verlag – doch das stellte sich als Illusion heraus. Schließlich lernte ich einen kleinen, freundlichen Verlag kennen, mit dem ich zufrieden bin.“
„Eine Illusion ist es also, sein Leben lang auf den Jackpot im Lotto zu warten,“ meinte die Freundin, halb lachend, halb bedauernd.
„Ja, das trifft es wohl,“ sagte ich. „Eine Vision ist nicht unbedingt einfach zu erreichen, aber du kannst sie umsetzen, Schritt für Schritt. Wenn sich allerdings nach etlichen Fehlschlägen zeigt, dass sie an bestimmten realen Verhältnissen scheitert – wie meine Suche nach dem renommierten Verlag – muss man sich nach neuen Wegen umsehen.
Nun erzähl doch mal, was ist dein Traum, deine Vision…?“